Aus Abrechnungsdaten lernen
Wir nutzen die Abrechnungsdaten von Krankenversicherern, um Hausärzten regelmässig ihren Gebrauch von Antibiotika aufzuzeigen. Wir testen, ob dies, zusammen mit Hinweisen zur lokalen Resistenzentwicklung, die Verschreibungspraxis verbessert.
Porträt/Projektbeschrieb (laufendes Forschungsprojekt)
Bei Atem- und Harnwegsinfekten setzen Hausärzte oft ungezielt Antibiotika ein. Wir entwickeln eine Massnahme, um sie zu einem umsichtigeren Gebrauch zu bewegen. Dazu werten wir mittels der Abrechnungsdaten der drei grössten Krankenversicherer (3,8 Mio. Versicherte bzw. 40% der Schweizer Bevölkerung) laufend die Verschreibungspraxis von Hausärzten aus. Knapp 2500 Ärzten geben wir darüber regelmässige Rückmeldungen sowie Informationen zur Resistenzentwicklung in ihrem Versorgungsgebiet. Zudem stellen wir ihnen Behandlungsrichtlinien für Atem- und Harnwegsinfekte zur Verfügung. Wie sich diese Intervention auswirkt, stellen wir wiederum anhand der Daten der Krankenversicherer fest. Dabei sind alle Daten anonymisiert, Namen von Ärzten und Patienten sind uns nicht bekannt.
Hintergrund
Gezielte Massnahmen für einen verbesserten Umgang mit Antibiotika, sogenannte Stewardship Programme, haben sich in vielen Ländern bewährt. In der Schweiz gibt es dazu jedoch noch wenig Erfahrungen.
Ziel
Unser Ziel ist die Entwicklung eines effektiven Interventionsprogramms, das Hausärzte zu einem gezielteren Einsatz von Antibiotika bei Atemwegs- und Harnwegsinfektionen bewegt.
Bedeutung
Unser Vorgehen kann relativ einfach auf alle Schweizer Hausärzte ausgeweitet werden, wenn es sich bewährt. Wir werden die erhobenen Verschreibungsdaten zudem mit den Daten der nationalen Datenbank für Antibiotikaresistenzen (ANRESIS) verknüpfen, wodurch sich ein Vorhersagemodell für die Resistenzentwicklung bei Harnwegsinfekten in der Grundversorgung entwickeln lässt.
Originaltitel
Routine antibiotic prescription and resistance monitoring in primary care physicians: A nationwide pragmatic randomized controlled trial